Als würde sich die Trompete von selbst spielen
Nur begeisterte Stimmen nach dem Solistenkonzert des Musikvereins Wemmetsweiler mit Matthias Höfs

 

 

 

 

Wemmetsweiler (sep). In einem Zirkus mag man zu Recht auf vieles hoffen. Doch eines, das wird niemand wirklich erwarten, wenn er sich in die Faszination der bunten Zirkuswelt begibt. Herausragende Musik, die einem wohlige Schauer auf die Haut zaubert. Zirkus und hochklassige Musik, das geht nicht zusammen - sollte man meinen. Daß man sich da täuschen mag, das zeigten jetzt ein Mann in strahlend gelbem Anzug, eine Musikgruppe in bordeauxroten Kostümen und ein Herr im klassischen schwarzen Nadelstreifen. "Artisten, Clowns und Akrobaten heißt unser Programm. Ein Konzert zum Lachen und Staunen", erklärte der gut gelaunte Mann im gelben Anzug. Das Geheimnis sei gelüftet: Der gelbe Anzug gehörte nicht etwa einem Zirkusdirektor, sondern Martin Folz, dem künstlerischen Leiter des sinfonischen Blasorchesters Wemmetsweiler.
Und eben diese Damen und Herren mit ihren golden und silber strahlenden Blechblasinstrumenten trugen die bordeauxroten Orchesterfarben. Doch, wer war der Mann im schwarzen Anzug, auf den sich alle Sinne des Publikums richteten. Dazu später mehr. Jedenfalls muss sich ihm ein beeindruckender Anblick von der Bühne aus geboten haben. Die gesamte Sport- und Kulturhalle in Wemmetsweiler war mit Menschen gefüllt, die dicht auf dicht in engen Sitzreihen saßen. Mehr als die rund 400 Zuschauer hätten nicht mehr in die Halle gepasst. Doch für die Hauptakteure des Abends war genügend Platz, und das waren die lauten und leisen Töne des Blasorchesters, die jede Nische ausfüllten.
"Einige Nummern waren wirklich sehr anspruchsvoll für uns als Amateuror-chester, doch wenn man solch einen begnadeten Musiker wie Matthias Hofs an der Seite hat, dann steckt das einfach auch das Orchester an", wusste Folz, dem der Spaß sichtlich anzusehen war, um den Leistungsanreiz durch den Mann im schwarzen Anzug. Matthias Höfs war also dieser Mann, der zusammen mit dem Sinfonischen Blasorchester als Trompeter-Solist auftrat und die Zuhörer begeisterte.
Höfs ist seit 1984 Solotrompeter des philharmonischen Staatsorchesters Hamburg und seit zwei Jahren auch Professor für Trompete an der Musikschule der Hansestadt Ein großer Meister seines Faches also, den das Wemmetsweiler Blasorchester gewinnen konnte. Die Töne, die der Virtuose seinem Instrument entlockte, begeisterten das Publikum bis hin zu stehenden Ovationen. Im Hintergrund der Halle waren die Kletterwände und Stangen angebracht, an denen sich unter der Woche die Sportler hinauf mühen. Die Tonleiter zu ersteigen bis instrumentellen Grenze der Trompete war für Hofs keine vergleichbare Mühe. Es schien beinahe, als würde das Instrument sich selbst spielen, um zu zeigen, was eine Trompete zu leisten im Stande ist.
"Ich bin begeistert. Die Musik war Spitzenklasse, und der Dirigent verstand es vorzüglich, auch die Musik textuell zu untermalen, so dass man sich wirklich in das Zirkus-Ambiente einfühlen konnte", urteilte Stefan Kraus aus Wemmetsweiler fachmännisch. "In unserem Publikum saßen heute viele Musikfachmänner", wusste Dirigent Folz, doch konnte er sich zu Recht in Sicherheit wiegen, allen Ansprüchen gerecht geworden zu sein.
Mit folgenden Stücken verzauberten das Sinfonische Blasorchester Wemmetsweiler und Solist Matthias Hofs die Zuhörer in ihrem zweistündigen Programm:
Einzug der Gladiatoren (Fucik), Konzertstück Nummer 2 Es-Dur (Brandt/Mortimer), Burleske und Capriccio aus "Comedietta" (Kühmstedt), Concert-Etude opus 49 (Goedicke / Topolewski), Burlesque (Salnikov), Pappa ante Portas (Wilhelm), Circus Ring (Hart), Sometimes i feel like a motherless child (Charleson), The Big Race (Barker), Le Carneval de Venice (Arban/Hunsberger).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Saarbrücker Zeitung, 20. März 2003; Autor: sep
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