Nicht
nur Servus gesagt
Musikverein Wemmetsweiler-
Michelsberg: Abschiedsgala für den Dirigenten großer Erfolg
Abschied
und Willkommensgruß zugleich war
das Konzert des MV Wemmetsweiler-Michelsberg.
Wemmetsweiler (sg).
Einfach so Auf Wiedersehen zu sagen, das wäre zu wenig gewesen. Deshalb lud
der Musikverein Wemmetsweiler-Michelsberg mit einem Internationalen Solistenkonzert
zur Abschiedsgala für seinen Dirigenten Bernhard Scheidt in die Sporthalle Wemmetsweiler.
Das war ein Großereignis auch in Sachen Besucherandrang. Wie zu erwarten, war
die Halle bis auf den letzten Platz besetzt. Wenn eine "unbestrittene künstlerische
Autorität" wie Bernhard Scheidt, so der Vereinsvorsitzende Werner Schöne, sein
Amt nach 35 Jahren an einen Jüngeren weitergibt, dann darf das nicht in aller
Stille vor sich gehen. Angesichts eines ehrwürdigen Blasorchesters wäre das
auch wenig angebracht. Schließlich ist das Orchester unter seinem Leiter dafür
bekannt geworden, daß es moderne symphonische Blasmusik aufs Beste zu interpretieren
vermag. Jenseits der volkstümlichen Musik hat es sich nicht nur in der Region,
sondern auch bei vielen Auftritten im In- und Ausland ein gewaltiges Ansehen
erspielt. 200 Scheidts wünschte sich daher der Präsident des Bundes Saarländischer
Musikvereine, Josef Petry, als es an ihm war, das Original zu verabschieden.
Doch es bleibt dabei, Bernhard Scheidt geht und Martin Folz kommt. Um diesen
gleitenden Wechsel zu unterstreichen, war die Abschiedsgala auch ein Begrüßungskonzert
für den jungen Kirchenmusiker, Dirigenten und Chorleiter. Dergestalt, daß Bernhard
Scheidt den ersten Teil des Programms dirigierte, mit ein paar herzlichen Worten
auf die vergangenen Jahre zurückblickte und nach der Pause an Martin Folz übergab.
Der führte sich auch gleich als Komponist .ein und ließ von einem, aus Mitgliedern
des Orchesters zusammengesetzten Bläserensemble seinen Willkommensgruß spielen.
Doch kein Konzert ohne symphonische Blasmusik, die so ziemlich jede Stimmung
zwischen sanftem Säuseln und metallischer Härte in sich trägt. Ein musikalischer
Rückblick auf das Repertoire der sechziger und siebziger Jahre war dieses von
Musiker und Vereinsvize Reinhold Schuh moderierte Konzert. Tänze, Märsche, symphonische
Ouvertüren, musikalische Stimmungsbilder, alles war zu hören. Doch alles läßt
sich steigern, und dazu hatte man sich einen außerordentlichen Solisten eingeladen.
"Weltklasse in Wemmetsweiler" hatte das Konzertplakat versprochen. Und Wort
gehalten. Der 36jährige Brite Steven Mead ist einer der weltbesten Euphoniumspieler,
und das stellte er auch an diesem Nachmittag unter Beweis. Bei der Heilsarmee
begann seine Karriere auf Baritonhorn und führte ihn bis heute rund um die Welt.
Warum dann nicht auch Wemmetsweiler? Das war ein großes Glück, denn Steven Mead
ist ein Meister, ein Virtuose und nebenbei auch ein Spaßvogel. Unendlich reich
scheint sein Repertoire an Stimmungen, die er seinem Instrument entlocken kann.
Das ist mal melancholisch, mal heftig, mal kichernd, wenn er präzise wie ein
Uhrwerk Lauf um Lauf spielt, ohne daß ihm der Atem ausgeht. Klassische Konzertliteratur
für Euphonium beherrscht er ebenso wie Gassenhauer und Rock-'n'-Roll Anklänge
im notwendig geforderten Zugabenteil: Besser hätte keine Abschiedsgala sein
können als diese. Als ein Beweis dafür, daß Blasmusik auf hohem und höchstem
Niveau absolut hörenswert ist.
Quelle:
Saarbrücker Zeitung, 23./24. Mai 1998; Autor: sg