Musikverein Wemmetsweiler
Solistische Glanzleistungen beim Neujahrskonzert

Quelle: Blickpunkt Merchweiler
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Merchweiler. Mit seinem Neujahrskonzert untermauerte das Sinfonische Blasorchester des Musikvereins Wemmetsweiler erneut seinen Ruf als eines der besten saarländischen Blasorchester. Der künstlerische Leiter Martin Folz hatte in diesem Jahr ein Konzertprogramm zusammengestellt, das insgesamt 11 (!) Solisten aus den Reihen des Orchesters vorstellte. Das fachkundige Publikum honorierte die durchweg grandiosen Leistungen mit tosendem Szenenapplaus; eine solche Stimmung hatte die Merchweiler Allenfeldhalle noch selten erlebt. Nach einer kurzen Eröffnungsfanfare ging´s im ersten Teil des Programmes klassisch zu. Christine Welsch (Es-Klarinette) eröffnete den Solistenreigen mit Gioachino Rossinis Variationen für Klarinette und Orchester. Souverän meisterte sie alle technischen Schwierigkeiten und bot auch eine musikalisch überzeugende Interpretation des Werkes. Einen Rossini ganz anderer Art erlebte das Publikum bei der folgenden Arie "Largo al factotum" aus dem "Barbier von Sevilla". Der 1. Vorsitzende des Musikvereins, Werner Schöne, griff zur Tuba, lotete die gesamte Klangbreite des Instrumentes aus und widerlegte mit technischer Bravour das Vorurteil, dass die Tuba nur ein Begleitinstrument sei. Mit einer Gesangseinlage rundete er den Vortrag ab. Dieter Brehm, Matthias Schöne, Thomas Lang, Jörg Graf und Elmar Schöne sind die Posaunisten des Orchesters. Martin Folz hatte zur Begleitung seines Posaunensatzes ein Orchesterarrangement für eine anspruchsvolle und zugleich unterhaltsame Version des romantischen Posaunenkonzertes von F. David/Ingo Luis geschrieben. Technisch versiert und intonationssicher wie aus einem Guss meisterten die 5 Musiker das schwierige Werk - ein Posaunensatz, der seinesgleichen sucht. Danach wurden Trompetenträume wahr. Clemens Scheidt, 1. Trompeter beim Sinfonischen Blasorchester, glänzte mit einem Paradestück der klassischen Trompetenliteratur, dem "Alten Dessauer". Die vier solistischen Kadenzen, vorgetragen in strahlendem Ton und einer makellosen Technik, ließen keine Wünsche offen.

Nach der Pause ein programmatisches Werk: Jim Curnows "Canticle of creatures", angelehnt an Franz von Assisis Lobgesang an die Schöpfung. Die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Sätze (Epilog, Sonne, Erde, Mond, Feuer, Epilog) wurden optisch mit eindrucksvollen Bildschirmpräsentationen auf der Bühne unterstützt. Die Gestaltung des anspruchsvollen Werkes gelang dem Orchester unter dem energiegeladenen Dirigat von Martin Folz mit einer beeindruckenden Interpretation. Folz lotete die facettenreichen Klangfarben aus, trieb das Orchester in den schnellen Sätzen an, ohne dabei die musikalischen Details zu vernachlässigen und zauberte in den lyrischen Passagen des Werkes geheimnisvolle Klangwelten auf die Bühne.

Die ursprünglich vom englischen Komponisten Malcom Arnold für ein Holzbläser - Quintett geschriebenen Seemannslieder "Three Shanties" wurden vom kompletten Holzbläsersatz des Sinfonischen Blasorchesters dargeboten. Die bekannten Liedthemen, umspielt und variiert mit z.T. bizarren Miniaturen forderte von den Holzbläsern höchste Konzentration, Spielwitz und musikalisches Einfühlungsvermögen: eine gelungene Präsentation eines nicht alltäglichen Hörgenusses. Mit seinem gefühlvollen Flügelhornsolo zur Ballade "Alfie" von Burt Bacharach eroberte Roman Fritze die Herzen der Zuhörer und verbreitete romantisches Flair im Saal.

Anschließend ein Kontrast, wie er stärker nicht sein kann: Flötist Klaus Scheidt brachte das Auditorium mit "Smoke on the water" von Deep Purple zum Kochen - Woodstock-Feeling breitete sich aus. Untermalt vom harten rockigen Sound des Orchesters brannte er ein musikalisches Feuerwerk an Improvisationen ab inkl. Überblastechnik und Scatgesang. In diese aufgeladene Atmosphäre passte dann auch der Schlusspunkt des offiziellen Programms. Annika Schwindling zeigte mit Otto M. Schwarz´ "Saxpack" über welches Können sie als Saxofonistin verfügt. Angetrieben vom rockig-swingenden Big-Band-Sound des Orchesters stellte sie mit strahlendem Ton das Hauptthema auf dem Altsaxophon vor, wechselte im baladesken Mittelteil zum Sopransaxofon und beendete wiederum mit dem Altsaxofon ihren übrigens komplett auswendig gespielten und meisterhaft vorgetragenen Solopart.

Nach den Zugaben Tritsch-Tratsch Polka und Radetzki-Marsch war das Urteil der Zuhörer einhellig: ein tolles Konzert mit einer Vielzahl ausgezeichneter Solisten und einem Orchester, das Martin Folz in den vergangenen Jahren zu einem beeindruckenden Klangkörper mit unverwechselbarem Sound geformt hat und das alle Stilrichtungen überzeugend zu interpretieren vermag.