Spektakuläres
Solistenkonzert und Workshop
mit Matthias Höfs in Wemmetsweiler
Der
Samstag ließ schon einiges erwarten: Der Trompeter Matthias Höfs, bekannt als
Solist der Gruppe "German Brass", leitete auf Einladung des Musikvereins Wemmetsweiler
am Vortag seines Solistenkonzertes einen Workshop in der Wemmetsweiler Sporthalle.
Rund 20 Blechbläser, vornehmlich Trompeter, erfuhren in dem dreistündigen Workshop
zunächst einiges von Höfs' künstlerischem Werdegang. Dann standen die Themen
Atemtechnik, Dämpfung des Lampenfiebers, Ansatz- und Technikübungen, Ratschläge
zum Üben schwieriger Stellen und auch Tipps zur Jugendausbildung auf dem Programm.
Matthias Höfs überbrückte locker die Distanz zwischen Top-Profi und Amateuren
und offenbarte sich als netter Gesprächspartner und Dozent, ja als echter Kumpel;
und er deutete da schon mit einiges Hörbeispielen an, was die Zuhörer am nächsten
Tag zu erwarten hatten. Die Wemmetsweiler Sporthalle war am Sonntag bis auf
den letzten Platz besetzt, als das Sinfonische Blasorchester Wemmetsweiler unter
Leitung von Martin Folz den "Einzug der Gladiatoren" (Fucik) anstimmte. Der
schmissige Marsch war Auftakt eines spektakulären Konzertes zu dem Thema "Artisten,
Clowns und Akrobaten" mit Matthias Höfs als glanzvollem Höhepunkt. Sichtbar
gut gelaunt führte Martin Folz als musikalischer Zirkusdirektor in knallgelbem
Jackett durchs Programm. Auch die Bühne strahlte Zirkusatmosphäre aus: Mal fröhlich,
mal traurig schauten bunte Clowns von den Saalwänden auf die "Zirkuskapelle"
und die Zuhörer herab. Die Musik dazu lieferte das bestens aufgelegte Sinfonische
Blasorchester unter der agilen und energiegeladenen Stabführung von Martin Folz.
"Burlesque" und "Capriccio" aus Paul Kühmstedts "Comedietta" lenkten die Fantasie
der Zuhörer auf Dressurnummern für allerlei exotische Tiere, die "Burlesque"
von Salnikov ließ Gedanken an freche, gnomenhafte Wesen wach werden. Diese dem
Höchststufen-Repertoire entnommenen Stücke waren der Auftakt zu der sensationellen
Vorstellung des Hauptartisten des Konzertes. Matthias Höfs legte Trompetenliteratur
auf, deren Interpretation ihn als Künstler internationalen Maßstabs auswies.
Mit dem "Konzertstück Es-Dur" von V. Brandt gab er eine erste Visitenkarte seines
Könnens ab. Von Dirigent und Orchester aufmerksam mit agogischer Finesse begleitet,
überzeugte der Trompeter aus Hamburg mit strahlend schönem, weichem Ton, wundervoll
geschwungenen Melodiebögen und fulminanter Technik im Schlussteil dieses Stückes
aus der russischen Spätromantik. Alexander Goedickes Konzertetüde op 49 nahm
Höfs in einem atemberaubenden Tempo, spielte die das Werk durchziehenden Sechzehntel-Passagen
mit unglaublicher Leichtigkeit und wandelte, so Martin Folz in seiner Ansage,
"das Stück in eine Etüde nicht für den Trompeter sondern fürs Orchester", das
die Herausforderung allerdings souverän meisterte.
Die Titelmusik zu Loriots Film "Papa ante Portas" leitete den zweiten Konzertteil
ein. Mit "Circus Ring" von Paul Hart präsentierten die Wemmetsweiler Musiker
dann erneut anspruchsvolle Kost. Von Martin Folz mit einer launigen "Werksanalyse"
neugierig gemacht, erlebte das Publikum ein hochkonzentriert musizierendes Orchester,
das dieses mit Taktwechseln, vertrackten Rhythmen und ständigen musikalischen
Überraschungsmomenten gespickte Werk wirklich akrobatisch darbot. Die Ballade
"Sometimes, l feel like a motherless child" für Flügelhorn und Orchester bot
Matthias Höfs Gelegenheit zum Ausflug in jazzige Gefilde. Ein Stück zum Verschnaufen
für Orchester und Publikum (nicht für den Solisten!), zum Zurücklehnen und Genießen.
"The Big Race", eine rasante musikalische Zirkus-Pferde-Nummer war der Aufgallop
zum Schlusspunkt des offiziellen Programms: "Le Carneval de Venise" (Arban)
das technische Standardwerk der Trompetenliteratur - in dem Arrangement von
D. Hunsberger. Das vom Solisten sichtlich motivierte und vom Dirigenten zur
Höchstleistung angetriebene Orchester (ein Sonderlob dem Holzregister) bewältigte
die virtuosen Übergänge zwischen den einzelnen Variationen mit Spielfreunde
und technischer Perfektion. Matthias Höfs wollte da nicht zurückstehen: Von
Variation zu Variation steigerte er das Tempo, bot aberwitzige technische Kabinettstückchen
und riss das Publikum zu tosendem Applaus und Standing Ovations hin. Zum Schluss
als Zugabe und Sahnehäubchen: der komplette, als Clowns verkleidete Trompetensatz
des Sinfonischen Blasorchesters Wemmetsweiler spielte gemeinsam mit Matthias
Höfs "Buglers Holiday" (Leroy Anderson). Ein furioser Abschluss des spektakulären
Solistenkonzertes mit elf Trompeten-Solisten.
Quelle:
SAM, Mai/Juni 2003